„We call our older brethren out of Babylon, but we let our children attend Egyptian schools and learn Egyptian ways” E.A. Sutherland 1899
«Wir rufen unsere älteren Brüder aus Babylon heraus, aber wir lassen unsere Kinder ägyptische Schulen besuchen und ägyptische Wege lernen.»
Dieses feurige Zitat von Sutherland offenbart sehr schön Sutherlands Ehrlichkeit, Mut und Gedankenschärfe. Zahlreiche Schriften aus seiner Feder zeugen noch heute davon. Mehr noch als seine Schriften bleibt sein Leben und sein unermüdlicher Dienst für Madison, ein Mahnmal für uns als Adventisten heute.
Die Wurzeln von ASI liegen in Madison verborgen. Madison, gemäss EGW eine von drei Modellschulen, wurde von ihr liebevoll als „God’s beautiful farm“ bezeichnet. Die anderen beiden waren Avondale sowie Emmanuel Mission College. In folgendem Zitat sprach Sie jedoch Madison eine besondere Rolle zu:
“The work that the laborers have accomplished at Madison has done more to give a correct knowledge of what an all-round education means than any other school that has been established by Seventh-day Adventists in America. The Lord has given these teachers in the South an education that is of highest value, and it is a training that God would be pleased to have all our youth receive.”
Manuscript Releases, vol. 11 [Nos. 851-920], p. 182.2 (Ellen Gould White)
“Die Arbeit, die die Arbeiter in Madison geleistet haben, hat mehr bewirkt, um eine korrektes Kenntnis über vielseitige Bildung zu vermitteln, als jede andere Schule, die von den Siebenten-Tags-Adventisten in Amerika gegründet wurde. Der Herr hat diesen Lehrern im Süden eine Erziehung von höchstem Rang gegeben, und es ist eine Ausbildung, die Gott gerne all unseren Jugendlichen empfangen lassen würde.”
Um das Herz von Madison zu verstehen ist es nötig deren Pioniere E.A. Sutherland und P. Magan unter die Lupe zu nehmen. Edward Alexander Sutherland (1865-1955) wurde im ländlichen Iowa geboren. Gegen den Willen seines Vaters besuchte er Battle Creek für die Vorbereitung des Prediger- und Lehrerdienstes statt sich der elterlichen Farm zu widmen. In Battle Creek lernte er seine Frau kennen und hier begann auch die lebenslange “David-Jonathan-Freundschaft” zu Percy Magan. Die beiden ergänzten sich auf erstaunlich Weise und bildeten ein äusserst gesegnetes und produktives Team. Magan war irischer Herkunft, wuchs in Nebraska auf, wollte jedoch nach seiner Taufe nicht Farmer werden sondern Buchevangelist. In dieser Zeit hatte er das Vorrecht im Hause von E.G. White zu wohnen. So lernte er aus erster Hand von der – damals wie heute auch für adventistische Kreise – revolutionären Bildungsreform. Die göttlichen Kerngedanken davon werden in dem Buch «Education» von E.G. White wie in den folgenden Zitaten auf den Punkt gebracht:
“Now, as never before, we need to understand the true science of education. If we fail to understand this, we shall never have a place in the kingdom of God. “This is life eternal, that they might know thee, the only true God, and Jesus Christ whom thou hast sent.” If this is the price of heaven, shall not our education be conducted on these lines?”
The Christian Educator August 1, 1897, paragraph 4
So nötig wie nie zuvor brauchen wir heute ein tiefes Verständnis echter Erziehungswissenschaft. Wenn wir das nicht begreifen, werden wir keinen Platz in Gottes Reich finden. „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Johannes 17,3. Wenn das der Preis des Himmels ist, sollten wir unser Bildungsangebot nicht danach ausrichten? — „Christian Educator“, August 1897 {ICP1 66.1}
“The benefit of manual training is needed also by professional men. A man may have a brilliant mind; he may be quick to catch ideas; his knowledge and skill may secure for him admission to his chosen calling; yet he may still be far from possessing a fitness for its duties. An education derived chiefly from books leads to superficial thinking. Practical work encourages close observation and independent thought. Rightly performed, it tends to develop that practical wisdom which we call common sense. It develops ability to plan and execute, strengthens courage and perseverance, and calls for the exercise of tact and skill.”
Education, p. 220.2 (Ellen Gould White)
Auch wer einen geistigen Beruf ausübt, kann auf den Vorteil einer handwerklichen Ausbildung nicht verzichten. Ein Mann mag einen glänzenden Verstand und eine rasche Auffassungsgabe besitzen; sein Wissen und Geschick mögen ihm Zugang zu dem Beruf seiner Wahl verschaffen, und doch mag er noch lange nicht die Eignung für seine Anforderungen aufweisen. Eine Ausbildung, die in der Hauptsache aus Büchern erlangt ist, führt zu oberflächlichem Denken. Praktische Arbeit dagegen bringt genaue Beobachtung und einen unabhängigen Geist mit sich. Wenn sie richtig getan wird, entwickelt sie leicht jene sachliche Weisheit, die wir als gesunden Menschenverstand bezeichnen. Sie bildet die Fähigkeit heraus, Pläne zu legen und durchzuführen, stärkt den Mut und die Ausdauer und verlangt auch den Einsatz von Takt und Geschicklichkeit. {Ez54 204.1}
“No line of manual training is of more value than agriculture… The wise man says, “The king himself is served by the field.” Ecclesiastes 5:9. Of him who cultivates the soil the Bible declares, “His God doth instruct him to discretion, and do “teach him.” Isaiah 28:26. And again, “Whoso keepeth the fig tree shall eat the fruit thereof.” Proverbs 27:18. He who earns his livelihood by agriculture escapes many temptations and enjoys unnumbered privileges and blessings denied to those whose work lies in the great cities. And in these days of mammoth trusts and business competition, there are few who enjoy so real an independence and so great certainty of fair return for their labor as does the tiller of the soil.”
Education, p. 219.1
Eine Beschäftigung im Freien, die dem ganzen Körper Bewegung verschafft, bietet die beste Entspannung vom Studium. Zur handwerklichen Schulung eignet sich nichts so sehr wie der Ackerbau. Man sollte sich mehr bemühen, eine Vorliebe für Landarbeit zu wecken und zu pflegen. Der Lehrer weise auf die Aussagen der Bibel über den Ackerbau hin: daß Gott für den Menschen die Bebauung der Erde geplant hatte; daß dem ersten Menschen, dem Beherrscher der ganzen Erde, ein Garten zur Pflege übergeben wurde und daß viele der größten Männer der Welt, die wahren Edelnaturen, den Boden bestellt haben. Man zeige, welche Möglichkeiten ein solches Leben bietet. Der weise Mann sagt: „… ein Vorteil für ein Land ist … ein König, der dem Ackerbau ergeben ist.“ Prediger 5,8. {Ez54 202.4}
Und von dem, der den Boden bestellt, kündet die Bibel: „Also unterwies ihn sein Gott zum Rechten und lehrte ihn.“ Und wiederum: „Wer seinen Feigenbaum bewahrt, der ißt Früchte davon.“ Jesaja 28,26; Sprüche 27,18. Wer seinen Lebensunterhalt durch Ackerbau verdient, entgeht vielen Versuchungen und genießt zahllose Segnungen, auf die der verzichten muß, dessen Wirkungsbereich in den großen Städten liegt. Und heute, in den Tagen der großen Konzerne und der geschäftlichen Konkurrenz, erfreuen sich nur wenige Menschen einer so echten Unabhängigkeit und eines so sicheren Ertrags ihrer Arbeit wie der Landmann. {Ez54 203.1}
Dieses Gedankengut prägte sich tief in Magan’s Kopf, Herz und Hand ein und bewirkte eine entsprechende Anziehungskraft auf Sutherland und natürlich auch viel Widerstand seiner Zeitgenossen. 1892 wurde Sutherland nach Walla Walla berufen und setzte in kurzer Zeit mit wenig Mitteln einen grossen Teil dieser Bildungsreform um. Die Kunde davon führte dazu, dass er 1897 zum Präsidenten von Battle Creek berufen wurde. E.G. White’s Tränen zeugten von ihrem Kummer, über die geographische Lage des Colleges im Zentrum von Battle Creek. Getragen von E.G. Whites Aussagen und Ermutigungen wagten die beiden in einer Nacht- und Nebelaktion einen Schritt, der bis heute Spuren hinterlassen sollte. Mit eigenen Händen und ohne vorige Absprache/Ankündigung gruben Sie den Sportplatz der Schule um und legten einen Garten an. Dieser Garten fand natürlich nicht nur Freunde und manch adventistische Schule könnte sich auch heute nicht mit einer solchen Umnutzung anfreunden. Der Widerstand und die Konflikte gingen so weit, dass Magans Frau verstarb und die beiden Freunde schliesslich am Ende des Schuljahres 1904 Battle Creek verliessen.
Ihre Vision und Tatendrang blieben jedoch ungebrochen. Auf der Suche nach einem Flecken im Süden des Landes wurden sie tatkräftig von E.G. White und Ihrem Sohn unterstützt. Wie so oft führten unerwünschte Hürden – in diesem Fall ein Motorschaden an Bord der «Morning Star» – direkt zu der Vorsehung Gottes. Die beiden sahen das erste Mal die Ferguson Farm und waren sich sicher, dass dies nicht der Platz ist, den sie suchten. Eine grosse, heruntergekommene und steinüberflutete Farm, die zuvor als Drehscheibe für Sklaven missbraucht wurde. Was die beiden vielmehr suchten, war eine kleine Farm, die als Grundstein für eine «self-supporting» Schule dienen sollte. Hier sollten tüchtige Jugendliche aus allen sozialen und ethnischen Schichten die Möglichkeit einer «all-round» Bildung im Sinne der neuen adventistischen Bildungsphilosophie erhalten können. Der Gedanken einer sich selbst unterhaltenden Schule war genau so revolutionär wie derjenige, dass eine Farm die Grundlage hierfür bilden sollte und zudem durch medizinische Missionsarbeit ergänzt werden sollte. Heute würde man solch ein Unterfangen schlicht als Träumerei bezeichnen. Und in der Tat, es war ein Traum von E.G. White, der die beiden nicht los lies. In diesem Traum wurde ihr eine Farm gezeigt, die der Ferguson Farm entsprach. Nach einigen Diskussionen, inneren Kämpfen und Tränen resignierten die beiden Freunde und gaben ihren Willen in die Hand Gottes. Das Grundstück wurde gekauft und «Nashville Agricultural & Normal Institute» und später «Madison School» wurde gegründet. Die einzige Institution, die von E.G. White als Ratsmitglied beehrt wurde. Im Jahr 1946 nahm Sutherland einen Ruf der Generalkonferenz als Sekretär einer neuen Kommission an. Die GK erkannte den Wert des Gedankengutes in Madison und gründete deshalb die «Commission on Rural Living» aus der später ASI, damals «Association of Self-Supporting Institutions» und heute «Adventist Laymen Services and Industries» entstand. Selbst die Namen und deren Entwicklung sprechen Bänder. Sutherland verbrachte nach seiner «Pensionierung» 1950, wie könnte es anders sein, die letzten Lebensjahre im Dienst für sein geliebtes Madison.
Mehr zum Thema Madison könnte im kommenden Newsletter auch mit Deiner Hilfe entstehen. Es ist nicht einfach detaillierte Informationen rund um Madison zu finden. Es scheint als ob unsere so wertvollen Wurzeln versanden, verkümmern oder abgeschnitten werden. Hiermit bist Du als Leser herzlich eingeladen, diesem Trend entgegenzuwirken. Hast Du Dich bereits mit Madison oder Sutherland auseinandergesetzt oder sogar schon einen Artikel oder hilfreiche Informationen bereit?
Für jeden Beitrag oder Hinweis dankt Andre Butscher (maranatha4you@gmail.com).
Vielen Dank an ASI Schweiz!
Weiterführende Informationen rund um das Gedankengut von Madison:
Quelle: eine ganze Reihe an Zitaten und Informationen wurden folgendem Dokument entnommen
A PICTORIAL HISTORY OF MADISON COLLEGE A SCHOOL OF DIVINE ORIGIN 1904-1964
THE MADISON COLLEGE ALUMNI ASSOCIATION, MADISON, TENNESSEE
Josten’s Printing and Publishing Company, Clarksville, Tennessee, 1986
Madison: God’s Beautiful Farm, By Ira Gish, Harry Christman, ISBN: 9780816354283, Pacific Press Publishing Association
Adventist Agricultural Association
Adventist Agricultural Association Conference: True Success (mp3)
Sutherland: The Founding of Madison (mp3)
Ellen G. White, Leben auf dem Land, Von der Stadt auf das Land Sutherland
Grundsätze wahrer Erziehung, E. A. Sutherland
Erziehung, E.G. White, ISBN 3815012988